Nach fünf Jahren ging gestern der NSU-Prozess zu Ende. Die Meinungen über den Ausgang sind naturgemäß sehr unterschiedlich. Für die eine Seite ist das Urteil gegen Zschäpe zu hart, da sie nachweislich nie an den Tatorten gewesen ist und die These der Mittäterschaft daher als fraglich erscheint.
Die andere Seite hingegen begrüßt die Münchener Entscheidung gegen Zschäpe, empfindte allerdings die verhängten Strafen gegen die Mitangeklagten für zu lasch.
Das mit der Entscheidung des Gerichts am Ende nicht alle Seiten glücklich sein würden, dass war sicherlich schon zu Prozessbeginn klar. Trotzdem hätte man sich in den fünf Jahren mehr Aufklärung gewünscht. Am Ende blieb es ein Indizienprozess, der viele Fragen nicht klären konnte. Über allen Fragen steht aber nach wie vor die größte aller Fragen: Hat das NSU-Trio alleine gehandelt oder gab es ein großes Netzwerk von Unterstützern? Von Letzterem gehen nicht wenige Menschen in diesem Land aus. Und tatsächlich spricht Vieles dafür, dass es mehr als das Trio gegeben hat. Warum also die immer wieder von der Bundesanwaltschaft vorgetragene These einer Einzeltäterschaft von Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe? Was soll verschleiert werden? So lautet der immer wieder die Frage und mancher Verschwörungsmythos rangt schon jetzt um den NSU-Komplex.
Mag man am Ende nicht daran glauben, dass es in Deutschland einen tiefen Staat gibt, so kann man im NSU-Komplex trotzdem nicht über Ungereimtheiten hinwegsehen, die auch nach dem Mammutsprozess nach wie vor im Raum stehen. Auch hier dann wieder die Frage danach, wieviel Staat am Ende im NSU steckt?
Gerade für rechtsextremistische Kreise in unserem Land wäre es gerade zu eine Generalentlastung, wenn man den NSU-Terror dem Verfassungsschutz in die Schuhe schieben könnte. So einfach ist es dann aber auch nicht. Der NSU ist Fleisch vom Fleische einer Ideologie, die, wenn sie in der letzten Konsequenz gedacht wird, auch die Vernichtung des „Feindes“ einkalkuliert. Gegen diese „Feinde“ wendete sich der NSU mit seinen Morden. Der Staat wird hier nicht die Hand geführt haben.
Allerdings bleibt es eine Tatsache, dass sich viele V-Leute und Mitarbeiter des Verfassungschutzes im Umfeld des NSU bewegten, ohne dass die Terrorzelle aufgeflogen wäre. Warum? – Das erscheint an dieser Stelle eine berechtigte Frage. Eine von vielen Fragen, die vermutlich nie geklärt werden können. Von der von Bundeskanzlerin Angela Merkel nach Aufliegen der Terrorzelle versprochenen rückhaltlosen Aufklärung ist nun am Ende jedenfalls nicht mehr viel übrig geblieben.