Lackmustest für Freiheit

Von Tobias Koch - OTRS, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=35569366

 

Katholikentag: Religionsfreiheit als zentrales Menschenrecht. 

Für den Trierer Bischof Stephan Ackermann ist Religionsfreiheit der „Lackmustest“ der Freiheitsrechte. In einer Diskussion zu dem Thema „Religionsfreiheit – ein weltweit verletztes Menschenrecht“ auf dem Katholikentag in Münster betonte der Bischof, dass, wenn es schlecht um die Religionsfreiheit bestellt sei, es auch schlecht um andere Menschenrechte bestellt sei. Schwester Nazik Khalid Matty aus dem Irak berichtet zu Anfang über ihre Erfahrung mit Religionsfreiheit. Vor drei Jahren mussten hunderttausende Christen aus der irakischen Ninive-Ebene vor dem IS fliehen. Die Islamisten zerstörten ganze Dörfer. Die Dominikanerin gehörte zu den Christen, die vor dem Terror des IS fliehen musste. „Wir mussten alles verlassen, nur weil wir Christen waren“, so Khalid Matty. Für die Ordensfrau ist es bis heute fast schon Normalität, dass sie als „Ungläubige“ diskriminiert wird. Zwar sind im vergangenen Jahr gut 1 000 christliche Familien wieder in die Ninive-Ebene zurückgekehrt, das Zusammenleben mit den muslimischen Familien gestaltet sich aber trotzdem nach wie vor schwierig. „Muslime müssen den Blick auf Christen verändern“, so die Überzeugung von Schwester Nazik Khalid Matty. Gerade vor dem Hintergrund, dass sich viele Muslime damals nicht schützend vor die Christen gestellt haben und die Häuser der christlichen Familien geplündert haben, ist die Angst der Christen groß, wieder vertrieben zu werden.

Unionsfraktionschef Kauder machte deutlich, dass das Thema Religionsfreiheit in der internationalen Politik „permanent zum Thema gemacht werden muss“. Gerade Staaten, die Religionsfreiheit in ihren Ländern nicht beachten, würden darauf setzen, dass das Thema irgendwann aus dem öffentlichen Fokus verschwindet.

Mit der Einrichtung eines Beauftragten für Religionsfreiheit hat, laut Kauder, die Bundesregierung ein wichtiges Signal gesetzt. Vor allem das Auswärtige Amt habe sich in der Vergangenheit sehr schwer mit dem Thema „Religionsfreiheit“ getan, was sich auch im ersten Bericht zu diesem Thema vor zwei Jahren niedergeschlagen habe. Dieser Bericht sei daher sehr allgemein ausgefallen. Der nächste Bericht soll hier viel konkreter sein, auch einzelne Länder in den Blick nehmen. Kauder betonte, dass er es sehr begrüße, dass in den letzten Jahren die Sensibilität für Religionsfreiheit in der Politik gewachsen sei. „Religionsfreiheit ist ein Maßstab unserer Außenpolitik“, so der Fraktionschef der Union. Mit Blick auf die Unterdrückung von Christen in islamischen Ländern betonte Kauder, dass das islamische Verhältnis zu Religionsfreiheit nicht durch die Christen in Europa geklärt werden könne. Hier seien die Muslime selber gefordert. Für Bischof Ackermann ist es nach wie vor wichtig, zur Lage der Christen immer wieder Öffentlichkeit herzustellen. „Wir müssen die Finger in die Wunde legen, wenn wir etwas verändern möchten“, so der Trierer Oberhirte. Gleichzeitig sprach er sich für eine differenzierte Debatte zum Thema Islam aus.

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