Die Oscar-Verleihung eine Veranstaltung von Rassisten? Eigentlich klingt diese Feststellung so absurd, dass man bisher nie darüber nachgedacht hat. Trotzdem ist nun gerade um diese Frage eine heftige Debatte im Vorfeld der diesjährigen Verleihung ausgebrochen.
Zum zweiten Mal in Folge ist kein Schwarzer für den renommierten Filmpreis nominiert worden. Schon ist von einer „weißgewaschenen „Oscar-Nominierung die Rede. Für Will Smith und andere, die deswegen die Veranstaltung boykottieren werden, ist völlig klar, dass die Academy, die für die Nominierungen zuständig ist, ein Rassismusproblem hat. Mit Verweis auf den prozentualen Anteil von Schwarzen in der US-Bevölkerung, wird das Anrecht auf eine Nominierung begründet. Das ist eine problematische Herangehensweise.
Bisher habe ich den Oscar als Filmpreis immer für eine Würdigung der individuellen Leistung einer Schauspielerin oder eines Schauspielers verstanden. Nun wird aber plötzlich ein Identitätsbegriff eingeführt, der die Beurteilung von Leistung nur noch auf Grundlagen einer Unterkategorie wie Geschlecht, Hautfarbe oder Religion zulässt. Abstammung, Geschlecht und die Frage nach einem Gottesbild also anstelle von Leistungsbeurteilung? Offenbar gehen diejenigen, die sich mit solchen Gedanken tragen, von völlig falschen Vorstellungen im Zusammenhang mit Preisverleihungen aus.
Die Oscars waren noch nie repräsentativ, weder bei der Hautfarbe ihrer Nominierten noch bei der Qualität der ausgezeichneten Filme. Das mag schmerzen und sicherlich würde man sich grundsätzlich mehr Repräsentation bei solchen Nominierungen wünschen. Nur sollen mit solchen Preisen eben keine Kollektive oder Hautfarben gewürdigt werden.
Fragwürdig wären solche Nominierungen nur dann, wenn hier Darsteller aufgrund ihrer Hautfarbe zurückgesetzt werden. Dafür gibt es aber keine Anhaltspunkte, obwohl man selbstverständlich darüber diskutieren kann, ob nicht auch ein schwarzer Schauspieler die Nominierung verdient hätte.
Nur geht man dann wieder von der Identitätsebene weg, dann stellt man fest, dass sicherlich auch andere Schauspieler, unabhängig welche Hautfarbe sie haben, die Nominierung verdient hätten. Leider sind sie ebenfalls unberücksichtigt geblieben. Daher ist eine Vermutung, dass es hier eine Verschwörung gegen schwarze Darsteller gegeben haben könnte, dann doch eine zu hochangehängte Behauptung. Und was wäre, wollte man den Argumenten der Oskar-Boykottierenden folgen, denn mit anderen nichtweißen Bevölkerungsgruppen. So sind zum Beispiel die Hispanics, betrachtet man ihren Bevölkerungsanteil, noch schlechter vertreten als Schwarze.
Vielfalt in Hollywood kann nicht quotiert oder verordnet werden, sondern entsteht durch Anerkennen der Realität. Da in Hollywood ausschließlich das Geld regiert, wird sich in Sachen Repräsentanz nur dann etwas ändern, wenn sich mit Vielfalt Geld verdienen lässt. Dass der bald wohl erfolgreichste Film aller Zeiten, „Star Wars 7″, einen Schwarzen und eine Frau als Haupthelden hat, macht es deutlich.
Wer Quoten-Oscars einführen möchte, der tauscht am Ende eine von ihm kritisierte vermutete Diskriminierung gegen eine tatsächliche Diskriminierung. Nicht Schauspielkunst, sondern Hautfarbe wären die Begründung für eine Preisverleihung. Die Oscars und die, die sie wichtig nehmen, nehmen sich zu wichtig. Hollywood prägt die Wahrnehmung, das lässt sich nicht bestreiten. Genau deshalb sollte man sich solche Quoten-Oscar-Diskussionen einfach sparen.
Dieser Artikel ist zuerst auf dem Blog DIE INTEGRATIONSBLOGGER erschienen.